Sieben entflohene Häftlinge, sieben Tage, sieben Kreuze.
Anna Seghers
Anna Seghers verfolgt die Flucht des Häftlings Georg Heisler ins Ausland vom Tag seines Entkommens aus dem KZ Westhofen in der Nähe von Worms bis zur glücklichen Einschiffung des Protagonisten auf dem Rhein. Nach und nach fallen die sechs anderen Häftlinge der Gestapo wieder zum Opfer. Sie werden gefangen, gefoltert, ermordet oder sterben aus eigener Hand.
Als Leserin fiebert man mit durch das Grauen der NS-Zeit. Wer hilft Georg? Wem kann er vertrauen? Freunde und Verwandte werden sofort nach der Flucht beschattet, festgenommen und hart verhört. Die Masse versteckt sich hinter einer Mauer aus Schweigen und Misstrauen. Für Georg bleibt es ein Vabanquespiel, in wessen Hände er sich letztlich begibt. Sein Entschluss, niemals aufzugeben, ist jedoch unumstößlich.
Dieser Roman erfordert Stehvermögen und Vertrauen. Anna Seghers versteht es, die unterschiedlichen Charaktere der damaligen Gesellschaft, das gnadenlose Misstrauen der Menschen und die einzelnen Schicksale klug miteinander zu verschachteln und nachzuzeichnen. Dem Zitat von Marcel Reich-Ranicki seinerzeit ist nichts hinzuzufügen:
„Das siebte Kreuz, dieses große literarische Kunstwerk, ist heute ein Roman gegen die Diktatur schlechthin.“
Anna Seghers, Das siebte Kreuz, Roman. 40. Auflage, 2017, Aufbau Verlag
Erstmals erschienen 1942.in englischer Sprache, in deutscher Sprache, in der der Roman im Original verfasst wurde, erst nach dem Zweiten Weltkrieg 1946.
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